Vom Abriebbild der Reifen auf schwächen schließen !

Die typischsten Bilder haben wir mit
Spezialisten von Reifenherstellern besprochen. Obwohl wir
ihnen keine Infos über die Umstände
liefern konnten, die zu dem Abriebbild führten, grenzten
die Profis die Ursachen ein. Die
Analyse steht in den einzelnen Kästen, Mehrfachaussagen sind
möglich. In einem separaten Kasten
geben wir Tipps für ein möglichst langes Reifenleben auf
der Piste. Ein wichtiger Rat vorweg:
Beim Reifenkauf immer den Hersteller oder andere Experten
(Renndienst, namhafte Händler) nach der
passenden Mischung, dem empfohlenen Luftdruck
des Lieblingsgummis für die jeweilige
Strecke und den erwarteten Temperaturen fragen.
Zu diesem Thema empfehlen wir auch die
Übersicht sämtlicher aktuellen
Rennstreckentauglichen Gummis der
namhaften Hersteller (PS 4/2012). Die Aufstellung enthält
unter anderem Angaben zu unterschiedlichen
Mischungen und korrekten Luftdrücken.
Extreme Abriebbilder entstehen meist nur auf der Rennstrecke!

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Tipp,Topp.
Hier ist alles perfekt. Beide
Fotos zeigen feinen, gleichmäßigen Gummiabrieb ohne Aufbrüche
oder sonstige Auffälligkeiten. Sehen Pellen so
aus, kann man sorgenfrei weiterballern.

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Stress pur.
Diesem Reifen sieht man seine hohe
mechanische Belastung an. Er wurde wahrscheinlich sehr lange sehr
hart beansprucht und erhitzte stark. Dadurch
bildeten sich große, walzenförmige Gummiwulste.
Auf ihnen „rollt“ das Heck bereits bei
moderaten Schräglagen und ohne ans Gas zu gehen Richtung
kurvenäußeren Rand. Bereits beim Einlenken
spürt der Pilot, dass der Sidegrip nachlässt. Zeit
für
einen Reifenwechsel. Das Abriebbild
zeigt keine weiteren Besonderheiten.

Ein Abriebbild der fiesen Sorte.
Aufgrund der starken, schuppenartigen Aufbrüche an der Flanke rutscht
das Bike nur noch herum und baut kaum mehr
Grip auf. „Entweder war der Asphalt für die
Gummimischung zu rau oder die
Asphalttemperaturen zu niedrig“, analysiert Karlheinz Diepold vo
n Pirelli/Metzeler.
„Das Reifenbild ist typisch dafür. Bevor der Reifen die richtige
Arbeitstemperatur
erreicht hat, wurde er zerstört“, weiß der
Kundendienstleiter. „Ein ähnliches Bild entsteht bei einem
viel zu hart eingestellten Federbein, der
Reifen hat dann zu viel Schlupf.“ Peter Baumgartner von
Bridgestone stimmt überein: „Bei einer zu
harten oder sehr stark vorgespannten Feder muss der
Reifen die Arbeit des Federbeins übernehmen.
Dadurch reißt er mit der Zeit auf. Dasselbe passiert
auch bei einem zu hohen Luftdruck“. Der
Reifentechniker aus der MotoGP bringt eine weitere
mögliche Ursache ins Spiel: „Ist die Balance
des Motorrads zu frontlastig, baut der Reifen in
maximaler Schräglage zu wenig Haftung auf,
worunter der Seitengrip leidet.“

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Ungleicher Abrieb.
Das ungleichmäßige
Verschleißbild mit starken und weniger starken Vertiefungen führen die
Experten vor allem auf ein
falsches Federbein-Setup zurück. Doch damit enden die
Gemeinsamkeiten. Denn einer
vermutet die Ursache in einer zu harten, der andere in einer
zu weichen Dämpfungsabstimmung. Beide
Erklärungen klingen plausibel. Bei einer zu
straffen Druckstufen-Dämpfung
(sie kontrolliert das Einfedern) nimmt der Monoshock
die
Stöße der Straße nicht auf, leitet sie an den
Reifen weiter und das Hinterrad neigt zum
Springen. Es hebt kurz ab,
rutscht durch und kommt wieder auf dem Boden auf. Auf Dauer
killt das den Reifen wie im Foto zu sehen. Bei
einer zu weichen Dämpfung pumpt das
Heck dagegen wild auf und ab. Auch das bewirkt
eine unterschiedliche Belastung des
Reifens und erzeugt dadurch ein
ungleichmäßiges Abriebbild. Dazu wird die Pelle sehr
heiß. „Möglicherweise war auch der Fahrer zu
schwer für die verwendete Feder“,
vermutet ein Spezialist. Die Lösung:
Fahrwerk-Spezial Teil eins und drei lesen,
Monoshock abstimmen und entspannt angasen.
Passt das Setup des Federbeins und der Reifen zeigt trotzdem dieses Abriebbild,
ist
die Gummimischung sehr wahrscheinlich zu
weich. Pflegt der Pilot dazu einen
Fahrstil, bei dem er relativ langsam in die
Kurven hineinfährt und brutal aus den
Ecken herausbeschleunigt, stresst das den
Reifen zusätzlich. Generell ist die
gegensätzliche Fahrweise -
schnell rein, langsam raus - schonender für die hintere Pelle.

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Grober Abrieb.
Trotz des etwas gröberen
Abriebs ist das Verschleißbild sehr ordentlich. Oftmals ist ein
bestimmtes Bild charakteristisch für einen
Hersteller. Wie hier bei Michelin, bei dessen
Sportpellen uns schon öfters
ein etwas raues Abriebbild auffiel. Auf die Performance
hat es aber keinerlei negative Auswirkung.

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Heftige Beschleunigungen.
Grundsätzlich ein geschmeidiges
Reifenbild. Der starke Abrieb zwischen Laufflächenmitte
und -rand deutet auf starkes Beschleunigen bei
mittlerer Schräglage hin. „Da der Reifen an der
Flanke weniger Laufspuren zeigt als weiter
innen, wurde er wahrscheinlich auf einer
Strecke mit schnellen Kurven
und wenig Schräglage wie den Red Bull Ring in
Österreich
gefahren“, vermutet Diepold. Das Abriebbild
geht in Ordnung. Auch der Bridgestone-Mann
gibt grünes Licht: „Der Übergang von der
äußeren Reifenflanke zum Traktionsbereich
sieht super aus“, schwärmt er.
„Man sieht aber, dass der Reifen stark belastet wurde.
Vielleicht war die Mischung
einen Tick zu weich oder der Fahrer zu schwer. Wahrscheinlich
beginnt der Reifen nun langsam zu schmieren.
Unter dem Strich aber ein prima Verschleißbild.“

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Blaufärbung.
Vorwiegend bläulich schimmernd,
manchmal mit einem Schuss braun oder grün: Die
Verfärbung stammt laut Pirelli
von austretenden Alterungsschutzmitteln und entsteht bei
hoher mechanischer Belastung
und daraus resultierender Hitze. Pirelli spricht bei diesem
Phänomen von „Blueing“.
Bridgestone nennt den Effekt „Oiling out“ und führt
ihn auf
einen zu hohen Ölgehalt in der
Mischung zurück. So oder so: Auf die Fahreigenschaften
hat die Verfärbung keinerlei Wirkung, auch
bunt schimmernde Pellen erlauben maximalen
Angriff!

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Laufflächen-Mitte.
Laufflächen-Mitte.
Dieses Bild deutet auf starke Beschleunigungen und/oder
Hochgeschwindigkeitsfahrten
(geradeaus) hin. Beides erzeugt Schlupf, was
man dem Profil deutlich ansieht. Unsere
Experten erkennen zudem ein hohes Bremsmoment,
das auf den Reifen einwirkte.
Hervorgerufen von einer
fehlenden Anti-Hopping-Kupplung oder einer beim starken
Ankern zu weit eintauchenden
Front. Der wellenförmige Abrieb zwischen den
Profilrillen sieht dagegen super aus - wie
leicht gekräuseltes Wasser auf einem See,
was für einen perfekten Verschleiß spricht.