Was ihr über Vergaser schon immer wissen wolltet
...

Vergaser Abstimmung:
Luftfilter
Generell gilt, jede Vergaserabstimmung benötigt ihre zugehörige
Luftfilter Eigenschaft.
Fläche, Durchlassfähigkeit, Querschnitte bilden einen bestimmten
Unterdruck der entsprechen
auf das Düsensystem wirkt. Mehr Unterdruck erzeugt höheren
Kraftstoffanteil, fetteres Gemisch.
Vergaser ab hier sind auf einen bestimmten Filtertyp eingestellt.
Deshalb wird auf die Verwendung dieses bestimmten Luftfilters
hingewiesen
Wer einen Luftfilter verwendet der nicht der Vorgabe entspricht muss
damit rechnen den
Vergaser neu abzustimmen. Hierfür darf man nicht dem Motor oder Vergaser
Schuld geben.
Bauteile
In heutiger Zeit muss leider auch auf die inneren Bauteile eines
Vergasers hingewiesen werden.
Die stammen meißt aus Billigimport von denen
nur wenige gute Funktion üben.
Beispiel Nadeldüse 215
Paradox das gerade die bei denen die Kennung drauf steht leider die
größten Probleme bereiten.
Ungenügende Zerstäubung, im Standgas spuckende Vergaser uvm.
Details auch zu anderen Bauteilen können hier erfragt werden.
Vergasergröße, Hauptdüsengröße
Manche Zylinder können mit 16er, 19er, 20er oder 21er Vergaser betrieben
werden.
Dabei gilt, der Vergaser bildet generell die engste Stelle im
Ansaugsystem.
Deshalb weil die engste Stelle die ist an der die schnellste Strömgeschwindigkeit auftritt.
Das ist die optimale Stelle für Zerstäubung.
Man kann und sollte also keinen 21mm Vergaser an einen 19mm Einlass
bauen.
In dem Fall verlangt der Motorlauf, das man den
21er Vergaser wie einen 19er bedüst.
Bereits das sagt, das nicht die volle Wirkung erreicht wird selbst bei
bester Anstimmung.
Die Größe der Hauptdüse (HD) ist in aller Regel Durchmesser des
Vergasers mal 4,5bis 5,0
Bei 20 mm x 4,5 = HD 90. Wie im Abschnitt Luftfilter benannt muss auch
dessen Wiederstand
Berücksichtigung finden. Optimal wenn er keinen Wiederstand
übt und somit die Formel
1:1 umgesetzt werden kann. Verlangt der Motorlauf eine kleinere Bedüsung ist ziemlich sicher
das der Luftfilter drosselt.
Dann sollte zuerst die Drosselung beseitigt werden bevor weiter umbedüst wird.
Klaren Aufschluss ergibt kurz ohne Verbindung zwischen Vergaser und
Luftfilter testen.
Die Größe eines Vergasers übt mehrere Wirkungen
gleichzeitig.
Kleine Größen zerstäuben gut weil darin die Strömgeschwindigkeit recht hoch ist.
Große Vergaser bieten höhere Füllung und damit Leistung.
Darin ist die Strömgeschwindigkeit geringer
weshalb die um so genauer eingestellt sein wollen.
Im Mittel strebt man im Vergaser ca. 80m/s Geschwindigkeit bei
Nenndrehzahl an.
Unter ca. 4 m/s beginnen meißt
Einstellprobleme die hauptsächlich aus der Vernebelung stammen.
Für Laien macht es sich durch absaufen bemerkbar sobald Gas gegeben
wird.
Manchmal wird einfach mit zu niedriger Drehzahl angefahren, Strömung
deswegen zu niedrig.
Mit größeren Vergaser erhöht sich das Problem.
Mit größeren Vergaser steigt aber auch die Resodrehzahl des Motors.
Sprich die Drehzahl der besten Füllung. Das Nutzband
verschiebt sich in höhere Drehzahlen.
Wenn Einlasseitig durch größeren Vergaser die
Drehzahl gesteigert wird muss dazu passend auch
Auslasseitig der Auspuff diese Drehzahl
bedienen. Erst zusammen im Gleichklang steigt die Leistung.
In der Regel größerer Vergaser = kürzerer Auspuff.
Auspuff Abstimmung:
Rennauspuff
Ein Rennauspuff erzeugt meißtens die besten
Leistungswerte.
Dabei muss keine Rücksicht auf Serien Optik genommen werden.
So können die Baulänge, Durchmesser und
Volumen frei auf beste Leistung getrimmt werden.
Aber auch hier gilt das die Resodrehzahl
passend zum Motor stimmen muss.
Auspuff in Serien Optik
Damit wird es schon schwerer beste Leistung zu erzeugen.
Nicht selten sind die seriellen Maße begrenzend. Deshalb werden viele
Details verändert.
Dickere Krümmer in Serien Optik gibt es. Auch Endkegel
im Auspuff sind wie beim Rennauspuff
gestaltet, nur eben innen versteckt. Das zusammen hilft spürbar die
Leistung zu steigern.
Gut wenn die Länge des Krümmers verstellbar ist
und damit die Einstellung zur Resodrehzahl
passend gestimmt werden kann. In aller Regel, kurzer Krümmer, höhere
Drehzahl.
Jedoch beim Volumen sind oft Grenzen gesetzt.
Einzelne haben dickeren Mittenteil was einigen Ausgleich schafft und
Leistung anhebt.
Zylinderabstimmung:
Jeder Zylinder ist mit bestimmten Kanälen und Steuerzeiten angefertigt.
Diese nennt man Paarung. Durch sie wird ein bestimmter Laufcharakter
erzeugt.
Damit es in der Praxis stimmt muss der Zylinder eine bestimmte Höhenlage
auf dem Motor haben.
Hierfür gibt es ein Richtmaß. Wird es nicht eingehalten ergibt es eine
Verschiebung der
Steuerwinkel und damit veränderten Laufcharakter.
Am einfachsten lässt es sich auch für Laien kontrollieren indem die OT Stellung des Kolbens
ermittelt wird.
Wurde der Zylinder zB. so gebaut das in OT
Stellung der Kolben bündig mit der Buchsenkante steht
so muss das auch im praktischen Motor so eingestellt werden. Am
einfachsten mit enprechend
dicker Fußdichtung die es in verschiedenen Dicken gibt.
Um die Messung richtig zu machen muss der Zylinder ohne Kopf fest geschraubt werden.
Erst durch den Anpressdruck ergibt sich durch quetschen der Fußdichtung
die reale Höhenlage.
Jeder Hubraum ist anders gebaut und hat sein eigenes Richtmaß.
Die jeweils zum Zylinder mit gereichten Fußdichtungen sind passend zum
Zylinder.
Weil es auch bei Motorgehäusen und anderen Teilen Toleranzen gibt wird
deshalb
das Richtmaß angegeben und sollte auch so eingestellt werden.
Diese Sammlung häufig gestellter Fragen zum Thema
'Vergaser' soll den Einstieg in das schwierige Sachgebiet erleichtern helfen.
Was ist ein Vergaser?
Ein Vergaser dient - ähnlich wie eine
Einspritzanlage - dazu, einem Benzinmotor in idealerweise allen Lastzuständen
das richtige Kraftstoff-Luftgemisch zuzuführen. Dabei wird eine brennbare
Flüssigkeit verdampft ('vergast' - eigentlich in einen Nebel, d. h. feine
Tröpfchen zerstäubt) bzw. in den Ansaugkanal oder den Brennraum selbst
eingespritzt (Einspritzanlage) und mit einer exakt abgestimmten Menge
Umgebungsluft gemischt um ein optimal zündfähiges Gemisch zu erhalten.
Es soll beispielsweise Benzol
(C6H6), das auch in herkömmlichem Benzin enthalten ist,
verbrannt (oxidiert) werden. Dazu dient der Luftsauerstoff (O2).
Vereinfacht wollen wir nun die Verbrennung von Benzol betrachten, das nach folgender Gleichung in Wasser (H2O) und
Kohlendioxid (CO2) überführt wird:
2C6H6 + 15O2
==> 12CO2 + 6H2O
Zwei Benzolmoleküle reagieren also mit fünfzehn
Luftsauerstoffmolekülen zu zwölf Kohlendioxidmolekülen und sechs
Wassermolekülen. Werden Sauerstoff und Benzol im Vergaser also im (molaren)
Verhältnis 15:2 gemischt, so erfolgt die Verbrennung vollständig
(stöchiometrisch). Gängigen Chemienachschlagewerken kann man die Masse eines
Mols C6H6 entnehmen und die Tatsache, daß
ein Mol einer gasförmigen Verbindung (wie dem Lauftsauerstoff)
bei Normbedingungen rund 22 Liter benötigt.
Hier gehen wir vom (zugegebenerweise
akademischen) Fall einer reinen Benzolverbrennung in reinem Sauerstoff aus.
Nachdem aber in der Luft neben Sauerstoff noch (in nicht unerheblichem Umfang)
Stickstoff und Kohlendioxid und im Kraftstoff auch schwerere und leichtere
Kohlenwasserstoffe (zyklisch und alliphatisch)
enthalten sind, dürfte man es mit dem Masseverhältnis 15:2 nicht allzu
genau nehmen. Das Volumenverhältnis, welches zur korrekten Bedüsung eines Vergasers wichtig ist, hängt unter anderem
vom Luftdruck (d. h. der Höhe über dem Meeresspiegel) und der
Umgebungstemperatur ab.
Wegen des Stickstoffgehalts in der Luft (N2,
etwa 75%) entstehen bei der Verbrennung auch Stickoxide (NOx)
und - infolge unvollständiger Verbrennung des Kraftstoffes Kohlenmonoxid (CO),
doch dazu später mehr in den Kapiteln 'Arbeiten am Vergasers'
und 'Abgasreinigung'.
Wie funktioniert ein
Vergaser?
Der 'Minimalvergaser'
Bei allen Vergasern wird der im Motor, vom auf-
und ablaufenden Kolben erzeugte Unterdruck genutzt um 1.) Umgebungsluft durch
den Luftfilter und 2.) Kraftstoff durch eine oder mehrere dünne Durchgänge
(Düsen) anzusaugen und zu vermischen. Abhängig von der Luftführung
unterscheidet man Fallstrom- oder Querstromvergaser. Bei den hier
ausführlicher behandelten Motorradvergasern handelt es sich - wegen der
geringeren Abmaße - zumeist die Querstromvariante, bei der die Luftführung
waagerecht vom Luftfilter in die Einlaßkanäle des
Zylinderkopfes verläuft. Innerhalb des Vergasers strömt die Luft durch einen
etwa zylindrischen Kanal, häufig mit einer Einschnürung in der Mitte. Durch
diesen Querschnittsverlauf erzielt man einen Druckverlauf mit Unterdruckmaximum
am Punkt minimalen Querschnitts. An diesem Punkt ist/sind auch die sog.
Hauptdüse(n) angebracht - kleine, schraub- (und daher austauschbare)
Messingstücke mit definierter Bohrung - durch die der Kraftstoff in den Kanal
einströmt.
Ein solcher 'Minimalvergaser' würde seinen Motor
immer mit der - durch seinen kleinsten Querschnitt und die Düsengröße
bestimmten - Maximalleistung betreiben. Zur feinfühligen Drehzahl- und
Leistungsdosierung sind Regulationsmechanismen erforderlich, die die geförderte
Luft und Kraftstoffmenge reduzieren ('drosseln'). Diese Funktion übernimmt eine
sog. Drosselklappe, die den Vergaserquerschnitt und damit die Luftmenge
reduziert. Die Drosselklappe kann als z. B. zylindrischer Verdrängungskörper,
der aus einer Nebenkammer in den Ansaugkanal abgesenkt wird, ausgeführt sein
(Schieber) oder als gelenkig gelagerte Klappe, die bei Vollast
parallel zum Luftstrom steht und bei Leerlauf durch Drehung innerhalb ihres
Gelenks den Kanal mehr und mehr verschließt.
Wie wird nun die zu jeder Drosselklappenöffnung
exakt passende Benzinzuflußmenge erreicht? Man könnte
annehmen, daß durch den bei fast geschlossener
Drosselklappe minimalen Unterdruck auch entsprechend wenig Benzin durch die
Düse(n) angesaugt werden würde und diese Menge bei größer werdendem Querschnitt
kontinuierlich ansteigt und der Motor sich damit die passende Benzinmenge
selbst 'sucht'. Diese Annahme ist nur zum Teil richtig. Im
Unterdruck-/Drosselklappenöffnungsverlauf liegt das Unterdruckmaximum bei etwa halbgeöffneter
Drosselklappe, darüber nimmt der Unterdruck wegen der geringer werdenden
Querschnittsdifferenz wieder ab um bei ganz geöffneter Klappe fast auf
Leerlaufniveau abzusinken (Anm.: In der Physik ist diese Gesetzmäßigkeit auf
das Poissonsche Gesetz zurückzuführen, nach dem
Druck, Querschnitt und Strömungsgeschwindigkeit eines laminar, d. h. verwirbelungsfrei
strömenden Gases in Beziehung stehen.).
Es ist also eine weitergehende, mechanische
Kontrolle über die einströmende Kraftstoffmenge erforderlich. Zu diesem Zweck
ist der Düsenkanal mit einem zylindrischen Messingkörper (meist mit Zerstäubungsbohrungen)
ausgestattet, dessen Bohrung weit über dem Düseninnendurchmesser liegt. In
diese sog. Nadeldüse taucht die Düsennadel, eine schlanke, mit
dem Gasschieber mechanisch verbundene Nadel mit wohldefiniertem
Querschnittsverlauf ein. Abhängig von der Gasschieberstellung wird die
Düsennadel aus der Nadeldüse gehoben und gibt so mehr oder weniger des
Düsenquerschnitts frei. Bei maximaler Öffnung des Schiebers hängt die Nadel
frei und die Gemischzusammensetzung wird nur noch von
der Größe der Düse bestimmt.
An diesem Punkt muß
noch auf zwei konzeptionell verschiedene Möglichkeiten der
Drosselklappensteuerung hingewiesen werden: Sie kann ausschließlich manuell, z.
B. über Bowdenzüge vom Gasgriff aus betätigt werden. In diesem Fall handelt es
sich um den klassischen 'Schiebervergaser', bei dem die Parameter
'Vergaserquerschnitt' (= Drosselklappenöffnung),
'Düsennadelhöhe'/'Düsenquerschnitt' (= max. Kraftstoffzuflußmenge)
über die Gasgriffstellung in fester Beziehung zueinander stehen.
Beim sog. 'Gleichdruck- oder unterdruckgesteuerten Vergaser' bestimmt der
Fahrer am Gasgriff nur die Drosselklappenstellung. Die Position des
Gasschiebers und der Düsennadel wird über eine unterdruckgesteuerte Membrane
eingestellt, die sich so deformiert, daß vor und
hinter der Drosselklappe der jeweils gleiche Druck herrscht. Beim Gasgeben steigt der Unterdruck, die Membrane wird
deformiert, hebt die Düsennadel und gibt so einen größeren Düsenquerschnitt
frei. Die Gleichdruckkonfiguration gewährleistet weiches Ansprechen des Motors
und damit eine gleichmäßige Kraftentfaltung. Wegen des unter Punkt 2.3
angesprochenen Druckverlaufs wird der Gleichdruckvergaser häufig noch um einen
konventionellen Schiebervergaser ergänzt, um Leistungseinbrüche speziell bei
großer Drosselklappenöffnung und hohen Drehzahlen zu verhindern. Eine derartige
Verbindung wird oft fälschlicherweise als 'Doppelvergaser' bezeichnet. Beim Doppelvergaser
finden sich - im Gegensatz zu den obigen Ausführungen aber zwei
unabhängige Vergaser in einem gemeinsamen Gehäuse, z. B. für Motorräder
mit mehreren Zylindern. Richtig ist die Bezeichnung 'Registervergaser', bei der
die Gemischaufbereitung in mehreren Stufen, den Registern
erfolgt. Den oben beschriebenen Vorteilen des Registervergasers steht ein
wesentliche Nachteil gegenüber: Die Membransteuerung ist empfindlich gegenüber
Beschleunigungen (Fliehkraft, Sprünge) und die Drosselklappensteuerung erfolgt
zeitversetzt - ein schnelles Ansprechen des Motors ist also nicht immer
gewährleistet. Aus diesem Grunde sind Sportmotorräder und Geländemaschinen oft
nur mit Schiebervergasern ausgestattet, man nimmt die etwas 'spitze'
Charakteristik d. h. im oberen Lastbereich lokalisierte Leistungsspitze
in Kauf.
Prinzipiell kann bei den beschriebenen Vergasern
eine Einstellung der Leerlaufdrehzahl über den Drosselklappenanschlag erfolgen,
der die Drosselklappe selbst bei in Ruheposition befindlichen Gasgriff noch
etwas geöffnet hält. Die modernen, abgasarm und
kraftstoffsparend eingestellten Verbrennungsmotoren laufen mit einer derartigen
Leerlaufeinstellung aber ausgesprochen schlecht und erfordern ein hohes
Leerlaufdrehzahlniveau. Es ist ein separates Leerlaufsystem mit
Leerlaufluftkanälen und Leerlaufdüse erforderlich, daß
bei niedrigen Drehzahlen und geringen Drosselklappenöffnungen die
Gemischbildung übernimmt. Hierzu sind im Vergaser Nebenstromkanäle angebracht,
durch die Luft am Gasschieber vorbei in den Motor gelangen kann. Weiters wird
über die Leerlaufdüse Kraftstoff angesaugt und der Nebenluft beigemischt. Die Gemischzusammensetzung kann über die Größe der Leerlaufdüse
oder ein Absperrventil, das wahlweise den Leerlaufluftkanal oder den Leerlaufgemischkanal verengt, erfolgen.
Die Mehrzahl der Vergaserkonzepte erlaubt kein
Ansaugen des Kraftstoffes über Schläuche aus dem Tank in den Vergaser. Der
hierzu benötigte Unterdruck kann durch die winzigen Düsenbohrungen nicht
erreicht werden. Aus diesem Grunde benötigt man ein 'Vorratsgefäß' für den zur
Verbrennung heranstehenden Kraftstoff, dessen Niveau konstant zu halten ist um
Druckschwankungen und damit Gemischbildungsfehler zu vermeiden. Dieses
Vorratsgefäß nennt man Schwimmerkammer. Der Name rührt von der Art der
Niveauregulierung her. Ein Auftriebskörper, der Schwimmer verschließt ab
einem gewissen Flüssigkeitsniveau über ein Ventil den Zulauf und gibt ihn beim
Absinken des Pegels wieder frei.
' Choke '
Beim Kaltstart eines Benzinmotors sind spezielle
Vorkehrungen erforderlich um den veränderten Betriebsbedingungen gerecht zu
werden. Bei niedrigen Temperaturen verdampft der Kraftstoff nur schlecht,
zusätzlich kommt es zur Rückkondensation an den kalten Vergaserwänden.
Schließlich muß, um die höhere innere Reibung im
Motor und die damit verbundene Tendenz zum 'Absterben' auszugleichen, die
Leerlaufdrehzahl angehoben werden. Diese Aufgaben übernimmt ein
Kaltstartanreicherungssystem, das im einfachsten Fall
aus einer zusätzlichen Drosselklappe (dem Choke) besteht, die den
Unterdruck im Vergaser erhöht und damit das Gemisch mit Kraftstoff anreichert.
Die Chokeklappe ist mechanisch betätigt und soll mit
warmlaufendem Motor mehr und mehr in ihre Ruheposition gebracht werden, um die
mit einem zu stark angereicherten (zu 'fetten') Gemisch verbundenen Nachteile
wie hoher Verbrauch, abfallende Leistung, unruhiger Motorlauf zu vermeiden.
Modernere Vergaser sind mit Kaltstartsystemen ausgestattet, die mit dem Choke
nur noch den Namen gemeinsam haben. Über Membranpumpen wird zusätzlich
Kraftstoff eingespritzt, Vergaserwände und Ansaugkrümmer sind elektrisch
und/oder kühlwasserbeheizt um dem Kondensationseffekt entgegenzuwirken, die
angesaugte Luft wird vorgewärmt um der Vergaservereisung vorzubeugen (s.
unten) und ein mit der Motortemperatur gekoppeltes System sorgt über Bimetallstreifen (zwei verbundene Metallstreifen mit
unterschiedlichem Temperaturausdehnungskoeffizienten - es kommt zu einer
temperaturabhängigen Verbiegung des Sandwichs) oder Wachsdruckdosen für eine
Anhebung der Leerlaufdrehzahl.
Bei sich schließender Drosselklappe und hoher
Drehzahl (Schiebebetrieb) neigen Viertaktmotoren dazu, in den Auspuff zu
knallen. Dies liegt am zu 'mageren' (zu gering angereichertem) Gemisch, das
keine Verbrennung mehr zuläßt. Es sammelt sich
Kraftstoff im Abgaskanal der spontan und explosionsartig verbrennt, sobald eine
zündfähige Konzentration erreicht wird. Eine Gegenmaßnahme bietet die sog. Schubabschaltung,
bei der die Gemischzufuhr im Schiebebetrieb gänzlich
- z. B. durch ein mit der Leerlaufsteuerung verbundenes Membransystem -
unterbrochen wird. Im Geländesport disqualifiziert sich die Schubabschaltung
durch verzögertes Ansprechen des Motors aus dem Leerlauf. Daher wird der
umgekehrte Weg beschritten und - z. B. durch ein sog. 'Luftabsperrventil' - die
Leerlaufluftmenge reduziert und damit sichergestellt, das das Gemisch auch im Schiebebetrieb zündfähig
bleibt.
Um einen spontanen Leistungsabfall beim
ruckartigen Aufreißen der Drosselklappe entgegenzuwirken, sind manche Vergaser
noch mit einer Beschleunigungsanreicherung versehen, die über eine
unterdruckgesteuerte Membranpumpe bei hohen Druckdifferenzen Kraftstoff in den
Vergaser spritzt. Diese Strategie wird vor allem bei großvolumigen Motoren (z.
B. Kfz) verfolgt, deren niedrigerer spezifischer Wirkungsgrad solche Maßnahmen
verlangt.
Arbeiten am Vergaser
Einführend und zur Warnung sei angemerkt, daß Arbeiten am Vergaser eine ausreichende Sachkenntnis
gepaart mit Fingerfertigkeit und ein solides Maß an Geduld voraussetzen.
Weiterhin ist absolute Sauberkeit und einwandfreies Werkzeug unumgänglich. Die
feinen Kanäle, Bohrungen und Düsen sind schnell verstopft oder verklebt, die
sensiblen Messinggewinde mit geringstem Kraftaufwand abgerissen,
Schlitzschrauben und Dichtsitze nur zu schnell ruiniert. Vergasermodifikationen
sind *** GRUNDSÄTZLICH *** Schritt für Schritt vorzunehmen, ausreichend zu
protokollieren und anhand von Probefahrten auf ihre Wirksamkeit hin zu
überprüfen. Abschließend ist noch zu erwähnen, daß
bei eigenmächtigen Veränderungen am Gemischbildungssystem zumeist die
Werksgarantie erlischt und das Fahrzeug ohne Eintragung bei TÜV oder DeKra mangels Betriebserlaubnis im öffentlichen Verkehr
nicht mehr bewegt werden darf. Ich will niemanden zum Gesetzesbruch ermutigen,
die hier geschilderte Tips und Vorgehensweisen dienen
nur der persönlichen Information - für die Richtigkeit der Angaben und
eventuell entstehende Schaden kann und will ich keine Haftung übernehmen.
Schrauben ohne Sachverstand gefährdet Mensch und Maschine. Dazu später mehr.
Für Schraubereien am
Vergaser ist hochwertiges, sauberes und exakt passendes Werkzeug Voraussetzung.
Im Umgang mit der Materie hat sich folgender Grundstock an häufig benötigtem
Zubehör bewährt:
Für 'schwerere Fälle' (und größere Geldbeutel) -
vor allem bei emsigen Vergaserschraubern - lohnt sich die Anschaffung oder der
Zugang zu
Auch die Anschaffung einiger Vergaserdüsen in
Standardgrößen (5x fetter, 2x magerer) auf Vorrat kann lohnen. Bei japanischen
Vergasern (Mikuni, Keihin)
sind Ersatzteile oft mit einer beachtlichen Gewinnspanne belegt und im Ausland
(Amerika) häufig für einen Bruchteil des hiesigen Preises zu beziehen. Oft
lohnt sogar ein Import.
In den folgenden Abschnitten sollen die
Grundlagen der Vergasereinstellung, wie sie bei annähernd allen Modellen
anfallen, umrissen werden. Besonderheiten und Abweichungen sowie Einstellmaße
sind den Werkstatthandbüchern zu entnehmen. Einschlägige Schrauberbücher
liefern hier oft nicht die gewünschte Information; Luftdruck- und
Temperaturkorrekturtabellen sucht man vergebens.
Vor dem Schrauben am Vergaser ist darauf zu
achten, daß die übrigen Fehlerquellen, die den
Motorlauf beeinflussen könnten, vermieden bzw. ausgeschlossen werden.
Kontrolliert werden:
Vor Reparatur- und Optimierungsmaßnahmen am
Vergaser ist der Schwimmerstand zu kontrollieren, da z. B. ein zu hoher
Schwimmerstand über den gesamten Last- und Drehzahlbereich ein zu fettes
Gemisch bewirkt. Glück haben diejenigen, deren Schwimmerkammer mit einer Ablasschraube nebst zugänglichem Stutzen vorfinden. Mittels
eines am Stutzen angeschlossenen, durchsichtigen Schlauch, z. B. aus der
Scheibenwaschanlage des Pkw, der U-förmig gebogen wird, kann mit geöffneter Ablasschraube der Schwimmerstand bei laufendem Motor
ermittelt werden. Bezugsmarke für den Flüssigkeitspegel ist meist die
umlaufende Trennfuge zwischen Vergaserkörper und Schwimmerkammerdeckel. Der
Abstand zwischen Fuge und Flüssigkeitspegel ist der Schwimmerstand. Eine
Korrektur des Schwimmerstandes ist nur nach Ausbau des Kammerdeckels, z. B. mit
dem kurzen Vergaserschraubendreher möglich. Hierbei wird die sog. Angel,
das ist der Betätigungshebel, der das Schwimmerventil betätigt, vorsichtig
verbogen. Soll der Schwimmerstand bei ausgebautem Vergaser ermittelt werden
oder ist eine Ablasschraube nicht vorhanden oder
zugänglich, so kann man sich an der Distanz zwischen unterem Schwimmerende und
der Trennfuge des Kammerdeckels orientieren, sobald der Schwimmer das Ventil
soeben geschlossen hat (Vorsicht: Die Ventilfeder nicht komprimieren!). Bei den
meisten Vergasern darf als Faustregel gelten, daß das
Flüssigkeitsniveau so einzustellen ist, daß der Zufluß von Kraftstoff bei wagerecht
stehendem Schwimmer (also parallel zur Trennfuge der Kammer) gerade abgesperrt
wird.
Bei Krafträdern mit Doppel- oder Registervergaser
ist die Abstimmung (Synchronisation) der einzelnen Stufen erforderlich. Ein
Doppelvergaser wird an seinem Unterdruckmeßanschlüssen
(zumeist mit Stopfen verschlossen) mit Unterdruckmeßuhren
verbunden und mittels der Gemischregulierungsschrauben
auf gleichen Unterdruck eingestellt. Diese Einstellung sorgt für gleiche
Füllung der Zylinder und einen vibrationsfreien Motorlauf. Nach allen Maßnahmen
am Vergaser, die eine Veränderung der Gemischregelung
zur Folge haben könnten ist eine Neusynchronisation angeraten.
Die Firma Böhm (www.boehm-synchrontester.de) hat
mir freundlicherweise eine Synchrontestbatterie zur Verfügung gestellt. Es
handelt sich dabei um vier mechanische Unterdruckmeßuhren
mit Federwerk, die in einem Kunststoffrahmen schlagfest untergebracht sind. Der
Strömungswiderstand zum Meßwerk hin kann ueber Dämpfungsventile eingestellt werden, so ist
sichergestellt, daß sich die Zeiger frei bewegen aber
nicht durch die pulsierende Luftsäule beschädigt werden können. Mit im
Sortiment sind Unterdruckschläuche, Anschlußtüllen,
T-Verbinder, Benzinflasche mit Haken und eine detaillierte Anleitung, die
beschreibt, wie man eine Anordung von mehreren
Vergasern hinsichtlich Gaszugspiel und Drosselklappenöffnungswinkel sicher und
reproduzierbar synchronisiert.
Ich will im folgenden
vom einfachstem Fall, einem einzelnen Schiebervergaser ausgehen. Bei
Motorrädern mit aufwendigeren Anlagen sind die Methoden ggf. anzupassen, d. h.
parallel oder sinngemäß anzuwenden.
Die Größe der Hauptdüse hat Einfluß
auf das obere 1/3 bis 1/4 des Lastbereichs, also den Bereich ab dem sich die
Düsennadel weitestgehend aus der Nadeldüse (dem Düsenstock) gehoben hat
und so nicht mehr zum Querschnitt der Hauptdüse beiträgt. Für Testfahrten suche
man sich eine Strecke, die mit Vollgas befahren werden kann. Nach einer
ausgiebigen Warmlaufphase ist diese Strecke mehrfach zu befahren.
Zeigt der Motor Symptome, die an Kraftstoffmangel
erinnern, klingelt er oder zeigt das Zündkerzengesicht nicht die optimale,
leicht bräunlich/graue Farbe sondern ist hellweiß evtl. sogar mit Schmorstellen oder
Schmelzkügelchen überzogen, so ist das Gemisch zu mager eingestellt. Ein
derartiger Gemischbildungsfehler erweist sich als besonders fatal, da er die
Brennraum- und daher die Motortemperatur unzulässig nach oben treibt. Es fehlt
außerdem die Innenkühlung der Einlaßventile durch das
kühle Kraftstoff- Luftgemisch. Beim 'Klingeln' entzündet sich das Gemisch
bereits an der (zu heißen) Zündkerze oder dem heißen Kolbenboden oder den
Zylinderwänden, noch bevor der Zündfunke eine Zündung einleiten soll. Die
abwärtslaufende Flammenfront schlägt auf den aufwärtslaufenden Kolbenboden auf
und übt mechanische Kräfte auf Kolben, Pleuel, Kurbelwelle und Lager aus und
führt längerfristig zu Motorschäden durch ruinierte Lager oder durchgebrannte
Kolben.
Abhilfe schafft hier eine größere Hauptdüse. Als
Faustregel darf gelten, daß eine Vergrößerung der
Hauptdüse um dieselbe Schrittweite, wie sie - in entgegengesetzter Richtung -
bei einem Höhenanstieg von ca. 1000 m lt. Höhenkorrekturtabelle angeraten wäre,
bereits merklichen Einfluß zeigt. Das entspricht
typischerweise etwa 2 bis 5 Prozent, eine 152er Hauptdüse könnte man also
testweise auf 158 erhöhen. Abstufungen erfolgen im ...0...2...5...8...0...
Intervall, für eine Grobabstimmung reichen Düsen mit Endung 0 und 5.
Verliert der Motor bei Vollgas an Leistung, ruckt
oder rußt er anormal und tendiert beim leichten Schließen des Gasgriffes zum
Beschleunigen und das Zündkerzengesicht zeigt eine rußige, schwarze oder sogar
leicht ölig/feuchte Färbung, so ist das Gemisch zu fett und die Hauptdüse zu verkleinern.
Eine zusätzliche Prüfung des Luftfiltereinsatzes ist angezeigt, da verstopfte
oder verölte Filter ähnliche Auswirkungen haben können.
Zweitaktmotoren liefern im allgemeinen
ihre höchste Leistung bei einem eher mager eingestellten Gemisch. Viertaktmotoren
zeigen die besten Laufeigenschaften bei eher etwas fetterem Gemisch. Insgesamt läßt sich sagen, das eine leichte Gemischanfettung mit weniger gravierenden Nachteilen (z. B.
ein Abwaschen des Ölfilms von den Zylinderwänden, verrußende Zündkerzen, höherer
Kraftstoffverbrauch) verbunden als das gegensätzliche Extrem (Motorschaden!).
Die Position und Form der Düsennadel beeinflußt den Motorlauf im mittleren Lastbereich, also
beim kraftvollen Beschleunigen aus mittleren Drehzahlen. Entstehen hier
'Löcher', dreht also der Motor nicht weich hoch, klingelt es
(Beschleunigungsklingeln), rußt es oder hängt das Kraftrad nicht gut am Gas, so
ist eine Veränderung der Nadelhöhe in Erwägung zu ziehen. Die meisten
Düsennadeln sind hierzu mit etwa 5 ringförmigen Rillen im Abstand von etwa 0.5
mm ausgestattet, in die ein Sicherungsring eingeclipst
werden kann und die Position der Nadel im Schieber fixiert. Hängt man die Nadel
tiefer, ragt also das spitze Ende weiter in den Düsenstock hinein (durch Anheben
des Sicherungsrings um eine oder mehrere Position), so
wird das Gemisch im mittleren Lastbereich abgemagert, da bei gleichbleibender
Schieberstellung der effektive Düsenquerschnitt reduziert wird. Im Gegensatz
kann die Nadel durch Unterlegen von speziellen Beilagscheiben
um halbe Positionen oder Umhängen des Rings um ganze Positionen erhöht und
damit das Gemisch angefettet werden.
Weiters liefern einige Tuning- und Zubehörfirmen
und Vergaserhersteller auf den Motorradtyp abgestimmte Düsennadeln, die mit einem
anderen Profil (Leistungscharakteristik), geringerem (Anfettung)
oder höherem (Abmagerung) Durchmesser ausgestattet sind. Eine Veränderung der
Nadelhöhe oder gar des Typs wird in der Mehrheit der Fälle nicht erforderlich
sein und eine Abstimmung ohne CO- Meßgerät (s. weiter
unten) ist schwierig und vom Hobbybastler meist nicht zufriedenstellend
gelingen.
Speziell bei Einzylindermotoren (und
großvolumigen, langhubigen Mehrzylindermotoren, bei
denen jedem Saugrohr ein einzelner Vergaser gegenübersitzt) kommt es infolge
der Ansaugstöße zu Vibrationen der Düsennadel in ihrem "Gegenlager",
dem Düsenstock. Zeigt der Motor Anzeichen von Anfettung
im unteren und mittleren Lastbereich (bzw. - bei direkt betätigten Vergasern -
im etwa ersten Drittel des Schieberwegs), dann kann die Düsennadel
ausgeschlagen sein. Durch die ständigen Vibrationen wird sie nämlich
"schlanker" und es kann mehr Kraftstoff vorbeiströmen. Abhilfe
schafft hier ein Austausch des Düsennadel/Düsenstock (Nadeldüse)-Duos oder (falls
die Nadeldüse fest verpreßt und irreparabel
beschädigt ist), leider ein Austausch des Vergaserkorpus.
Startet das Motorrad nur unwillig, ist der
Kaltleerlauf unruhig, patscht der Motor im Schiebebetrieb kräftig in den
Auspuff oder stirbt die Maschine beim Gasgeben sogar
ab, kann möglicherweise eine Neujustierung des Leerlaufsystems Abhilfe
schaffen.
Dazu ist der Vergaser mit einer
Leerlaufdrehzahlregulierungsschraube und einer Leerlauf[luft][kraftstoff][gemisch]regulierungsschraube (je nach Ausführung)
ausgestattet. Zunächst ist zu prüfen, ob der warme Motor bei leicht erhöhter
Leerlaufdrehzahl (Schraube!) auf Variationen des Leerlaufgemischs überhaupt
reagiert. Gelegentlich sind kurze Gasstöße
erforderlich, um den Vergaser von angereichertem Benzindampf zu säubern.
Reagiert er, so kann eine Neujustierung nach folgendem
Rezept erfolgen:
Grundeinstellung der LGRS ist bei vielen
Vergasern etwa 1 bis 2 volle Umdrehungen vom ** LEICHTEN ** Ansitzen auf dem
Lagersitz.
Funktioniert obiges Verfahren nicht, so muß die Leerlaufdüse angepaßt
werden. Der volle Stellbereich der LGRS (von 0.5 bis etwa 2.5 Umdrehungen) ist
damit etwa einer Düsengrößenintervall gleichzusetzen. Ist etwa die LGRS ganz zu
schließen, dann führt eine Vergrößerung/Verkleinerung (je nachdem, ob es sich
um eine LGRS oder eine LLRS oder eine LKRS handelt) der Leerlaufdüse um eine
Größe zum gewünschten Ergebnis.
Wie erkennt man ein zu mageres oder zu fettes
Leerlaufgemisch generell?
Allgemein läßt sich sagen, daß
· Auspuffpatschen,
· spontanes Absterben im Warmleerlauf,
· Drehzahleinbruch beim Wegbeschleunigen aus den Leerlauf
(Schluckauf),
· schlechtes Startverhalten ohne Choke, selbst im Warmzustand und
· eine 'käsige' Zündkerze im Leerlauf
Anzeichen für ein zu mageres und
Anzeichen für ein zu fettes Leerlaufgemisch sind.
Den genauesten Aufschluß über die Gemischzusammensetzung
erhält man freilich nur auf dem Prüfstand.
Der Prüfstand
Die Prinzipien einer Vergasereinstellung mittels Prüfstand, d. h. CO-Test und gebremsten Abtriebstrollen sollen im folgenden
erläutert werden. Wir unter Abschnitt 1 bereits besprochen, erfolgt die
vollständige Verbrennung von Benzol nach der chemischen Gleichung
2C6H6 + 15O2
==> 12CO2 + 6H2O .
Infolge der hohen Prozeßtemperatur
entstehen aber unter anderem auch nur kurzkettiger Kohlenwasserstoffe (HC),
Stickoxide (NOx) und Kohlenmonoxid -
letztere nach der vereinfachten Gleichung
2CO2 <==> 2CO + O2 .
Abhängig vom Benzolanteil im Gemisch verschiebt
sich der Reaktionsschwerpunkt mehr oder weniger Richtung Kohlenmonoxid. Ein
fetteres Gemisch begünstigt eine Entstehung von CO. Nimmt man nun eine in etwa
konstante Brennraumtemperatur an, so kann man vom prozentualen CO-Gehalt im
Abgas auf die Gemischzusammensetzung schließen.
4-Takt Motoren laufen mit etwa 1.5 bis 2.0 Vol-% CO
optimal.
Mittels eines gebremsten Prüfstandes kann über
die gesamte Lastkurve der jeweilige CO-Gehalt ermittelt und protokolliert
werden und eine gleichmäßige Analyse und optimale Korrektur des Gemischs ist
möglich. Derartige Arbeiten führt die Fa. Dynojet (s.
oben) durch. Die erhebliche Erfahrung auf dem Gebiet der Vergaserabstimmung
rechtfertigt wohl auch die stolzen Preise der fachmännischen Beratung.
Beim Überwintern oder gar längerfristiger Stillegung des Motorrades ist der Vergaser zu entleeren und
ggf. zu säubern. Die Entleerung kann behelfsweise durch fahren mit
geschlossenem Kraftstoffhahn oder ein Öffnen der Ablasschraube
erfolgen.
Ist durch ein Versäumnis Benzin im Vergaser
eingetrocknet (die schwerlöslichen Öle verkleben Schwimmernadeln, Düsen und
Kanäle) oder Ablagerungen durch rostige Tanks oder Verunreinigungen im
Kraftstoff oder der Ansaugluft in den Vergaser gelangt, muß
er gereinigt werden. Dazu ist er auszubauen und möglichst komplett zu
demontieren (Einstellungen und Ausbaureihenfolge protokollieren). Klebrige
Ablagerungen können durch Einlagern in Reinigungsbenzin an- und abgelöst
werden. Die Verwendung von anderen Verdünnungsmitteln (Nitro,
Terpentin, Petroleum) ist kritisch, da O-Ringe, Lagerbuchsen u. U. nicht
resistent gegen sie sind. Nach einer gut bemessenen Einlagerungszeit sind die
Teile mit Pinzette und Pinsel zu reinigen. Vorsicht: Auch Reinigungsbenzin
wirkt beim Einatmen und Hautkontakt krebserregend! Ggf. Handschuhe benutzen!
Lassen sich Ablagerungen in Luftkanälen oder Bohrungen nicht beseitigen, so
hilft der Gang zum Optiker, der mit einem Ultraschallreinigungsbad ausgestattet
ist. Als Lösungsmittel eignet sich Ethanol oder besser Isopropanol
(wasserfrei!). Nach einer gründlichen Reinigung sind alle Öffnungen mit
Druckluft freizublasen. Dabei bitte auf
Filzdichtungen zur Durchführung von Wellen achten. Die Druckluft treibt die
Dichtungen aus ihren Sitzen. Eine Wiedereinbau ist dann oft nur schwer möglich.
Anschließen wird der Vergaser *** MIT NEUEN DICHTUNGEN *** und ggf. mit
neuen O- und Dichtringen wieder zusammen zu bauen (Dichtsatz kaufen).
Alle nach außen führenden Schrauben (z. B. die
LGRS) sind mit O- Ringen, Druckfedern und Beilagscheiben
ausgestattet. Auf Vollständigkeit überprüfen!
Lager, Wellen, O-Ringe, Dichtpapier und Schieber
*** AUF KEINEN FALL EINFETTEN ***! Der Staub bindet sich an das Fett und
wirkt wie eine feine Schleifpaste, die in kürzester Zeit sämtliche Lager
ruiniert. Durch ausgeschlagene Lager kann dann Falschluft in den Vergaser
eindringen. Falls unbedingt ein Gleitmittel notwendig ist (z. B. zum Montieren
von O-Ringen) kann mit Reinigungsbenzin angefeuchtet werden. Notfalls hilft ein
Spritzer Silikonspray.
Nach der Grundeinstellung (Notizen!) sollte sich
ein ausgiebiger Funktionstest mit Gemischüberprüfung
anschließen, da durch die nun fehlenden Ablagerungen Veränderungen eingetreten
sein könnten.
Noch ein Ratschlag: Verstopfte Düsen sind - auch
nicht behelfsmäßig - *** NICHT MIT DRAHTSTÜCKEN O. Ä. *** zu reinigen.
Das weiche Messing erleidet Deformationen, die die Abstimmung des Vergasers zum
Alptraum werden lassen!
Die bei der Verbrennung entstehenden
Nebenprodukte (CO, HC, NOx, etc.) bergen ein
gesundheitliches Risiko. In Abgasreinigungsanlagen werden sie daher katalytisch
zu CO2, H2O und N2 nachverbrannt (KAT). Damit
ein KAT funktioniert, muß er eine gewisse Temperatur
erreichen und die Gemischzusammensetzung stimmen.
Geregelte KATs (G-KAT) erfordern Einspritzanlagen oder elektronische Vergaser,
die für ein intervallweise leicht überfettetes Gemisch sorgen, wie es für die
Nachverbrennung erforderlich ist. Vergaserabstimmungen erfolgen hier meist über eine Veränderungen des Kennfeldes der Anlage, also
durch eine Überarbeitung der im Speicher des Systems abgelegten Werte.
Hobbybastler ohne detaillierte Erfahrungen sollten deshalb von Eingriffen in
Ansaug- und Abgaswege absehen.
Der - wenn überhaupt - bei Motorrädern häufiger
anzutreffende KAT ist ungeregelt (U-KAT), d. h. Eingriffe seitens des Vergasers
erfolgen nicht. Der Wirkungsgrad des Systems ist, verglichen mit der
obenstehenden Variante, etwas eingeschränkt. Bei der Abstimmung einer
U-KAT-Anlage nach der 'Gefühlsmethode' ist, außer einem leicht erhöhten
Staudruck im Abgastrakt, der das Gemisch aufgrund des verzögerten
Abgastransports etwas anfettet, nichts grundsätzliches zu beachten. Erfolgt die Abstimmung mit dem
CO-Tester, ist der möglicherweise reduzierte CO-Gehalt zu berücksichtigen, oder
vor dem KAT, z. B. mittels eines verschließbaren Diagnoserohrs zu
messen.
Gelegentlich trifft man im Motorradbereich auch
das sogenannte "Sekundärluftsystem" kurz SLS an. Hierbei wird in
speziellen Betriebszuständen (Teillast, Volllast) Frischluft vom Luftfilter am
Motor vorbei in den Krümmer geblasen oder gesaugt und hier eine Nachverbennung der überschüssigen (d. h. im Motor
unverbrannten) Kraftstoffanteile, Kohlenmonoxide und Stickoxide bewirkt. Das
SLS erhöht die Abgastemperatur und stellt so höhere Anforderungen an die
Qualität der Abgasanlage, weswegen hier zumeist Edelstähle und Reflexions-
anstelle Absorptionsdämpfern (bei letzteren würde die
Dämmwolle zu schnell verbrennen) Verwendung finden.
Abgasrückführung: In der Pre-Katalysator-Ära
wurde versucht, das Abgas durch die Rückführung gewissen Abgasanteiles in den
Ansaugtrakt ein zweites Mal der Verbrennung zuzuführen und so eine Reduzierung
der Schadstoffanteile zu bewirken. Müßig zu erwähnen, daß
dieses System eine deutlich geringere Effizienz als ein Kat besitzt und zudem
eine Reduzierung der Motorleistung eintritt, da ja ein Teil der
"unverbrauchten" Ansaugluft durch Abgas ersetzt wird.
Düsenreibahlen und Düsenlehren
Nach erfolgter Vergaserabstimmung kann der
Innendurchmesser der verwendeten Düsen mit einer Düsenlehre ermittelt und eine
'serienmäßige' Düse mittels Reibahle auf die passende Größe gebracht werden.
Das diese Vorgehensweise nicht der Verschleierung von Modifikationen vor den
strengen Augen des Gesetzes sondern nur einer
effizienten Materialwirtschaft dient (man hat noch weitere Düsen für zukünftige
Tests übrig), muß wohl nicht extra erwähnt werden.
;-)
Fragen und Antworten
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit häufig
gestellten Fragen und Antworten zum Thema 'Vergaser'. Die Punkte erscheinen in
ungeordneter Reihenfolge - daher sind für weitere Informationen die obigen
Sachverhalte und Ratschläge zu beherzigen.
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F: |
A: |
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Mein Motorrad springt nicht mehr an. Der
Anlasser dreht aber durch und Sprit ist auch im Tank. Die Zündkerzen habe ich
überprüft. Was tun? |
Vergaser öffnen, auf Verunreinigungen und
Ablagerungen untersuchen. Düsen und Kanäle mit Druckluft freiblasen, alle
Flächen mit Reinigungsbenzin auswaschen. Düsen mit Düsenlehre [s. oben ;-) ] kontrollieren. Vergaser mit neuen Dichtungen
zusammenbauen, Grundeinstellung. Falschluft ausschließen. Abgastest. |
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Der Warmleerlauf ist unruhig. Was tun? |
Falschluft ausschließen. Bedüsung
überprüfen. Zu mager? |
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Das Mopped stirbt warm oft ab. Warum? |
Anderes kaufen. Oder: S. oben! |
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Ich habe mein Mopped entdrosselt.
Irgendwie erreiche ich aber BEI WEITEM nicht die vorgesehene Endleistung. Was
tun? |
Ablagerungen in Motor, Auspuff und Vergaser
können die Ursache sein. Freifahren bzw. Reinigen. Wurde die Bedüsung angepaßt? Der Vergaser
eingestellt? Irgendwelche Modifikationen z. B. durch den Vorbesitzer? |
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Ich habe einen Poserauspuff
der Firma XYZ montiert. Mein Supersportler geht jetzt aber schlechter statt
besser. Warum? |
Viele Sportmotorräder sind herstellerseitig
bereits gut optimiert. Ein anderer Auspuff ändert die Gemischbildung. Im
besten Fall kann man mittels akribischer Abstimmung noch etwas PS herauskitzeln,
im schlechtesten Fall ist das Ding nicht nur lauter
sondern auch noch langsamer! |
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Mit den neuen Luftfiltern hört sich mein
Chopper zwar prima an, er läuft aber heiß und hat weniger Leistung.
Warum? |
Das Gemisch ist mit fast 100%iger Sicherheit zu
mager. Bitte rasch größere Düsen einbauen, sonst wird der Motor ruiniert! |
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Ich habe jetzt statt einem Gleichdruckvergaser
mit 38 mm Öffnungsdurchmesser einen Flachschieber mit 45 mm eingebaut. Im
unteren Drehzahlbereich rührt sich jetzt aber nicht mehr viel. |
Selber schuld. Die höhere Spitzenleistung (soll
heißen: Spitzenluftdurchsatz) erkauft man sich meistens mit einer 'spitzeren'
Charakteristik, d. h. 'unten rum' nix, dafür 'oben rum' Granate. So ist das
Leben! |
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Wie funktioniert eine Drosselung über Gasschieberanschläge? |
Der maximale Membranhub des Schiebers wird eingeschrankt, d. h. der effektive Vergaserdurchmesser
und der effektive Hauptdüsendurchmesser verringert. |
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Nachdem ich meinen Drosselsatz eingebaut habe,
läuft meine Kiste total mies. Was tun? |
Evtl. hilft eine Umbedüsung.
Die modernen Vergaser reagieren extrem empfindlich auf Einschnürungen des
Luftstroms vor und hinter der dafür eigentlich vergesehenen
Stelle. Es kann zu Rückstaus und jeder Menge anderen interessanten Phänomenen
kommen. Viel Glück! |
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Mein Motor macht beim Beschleunigen komische
Geräusche. Hört sich an, als ob die Kette irgendwo schleift. Woher
kommt's? |
Möglicherweise liegt 'Beschleunigungsklingeln'
vor. Evtl. mal den Choke leicht einschalten und prüfen, ob das Klingeln
weggeht. Falls ja, ist das Gemisch deutlich zu mager. GRÖSSERE DÜSEN, ABER
DALLI!! |
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Kann ich mit 'Normal Bleifrei' fahren, obwohl
mein Motor für 'Super Bleifrei' oder 'Super Plus' vorgesehen ist? |
Ja, aber bitte sehr schonend. Durch die hohe
Kompression neigt des Motor bei nicht genug ROZ/MOZ
(ResearchOktanZahl/MotorOktanZahl)
zum klingeln. |
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Mein Motor ist für 'Normal Bleifrei'
spezifiziert. Er klingelt aber. Soll ich jetzt 'Super Plus' tanken? |
Dem Klingeln über die ROZ abzuhelfen ist immer
zweite Wahl. Wenn ein Motor klingelt, ist immer etwas faul. Lieber etwas
weniger Leistung durch fetteres Gemisch, als einen durchgebrannten Kolben.
Fährst Du Rennen? |
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Kriege ich mit mehr ROZ auch mehr
Leistung? |
Evtl. minimal mehr, eher nicht. S. o. |
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Warum muß man
Vergaser synchronisieren? |
Wenn sich die Versorgung der Zylinder
unterschiedliche Vergaser 'teilen', dann müssen diese gleichmäßig abgestimmt
sein, damit die Zylinder einheitlich gefüllt werden. |
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Ich möchte in die Berge. Was muß ich beachten? |
Es gibt Temperatur- und Höhenkorrekturtabellen.
Da kann man seine Höhe über dem Meeresspiegel (0 m) und die
Mittelumgebungstemperatur eintragen. Aus dem Korrekturfaktor (z. B. 0.9) kann
man errechnen, um wieviel die Düsen zu verkleinern sind. Z. B. bei Faktor 0.9
muß die serienmäßige Hauptdüse 152 auf 0.9*152
verkleinert werden. Evtl. ist das Leerlaufgemisch und/oder die Düsennadel neu
zu justieren. Händler fragen oder im Werkstatthandbuch
nachsehen. |
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Was ist Vergaservereisung? |
Durch den Unterdruck im Vergaser und das
verdampfende Benzin kühlen die Wände ab. Speziell bei feuchtkaltem Wetter
kann die Luftfeuchtigkeit ausfrieren und die Düsen oder Luftkanäle
verstopfen. Symptom: Motor stirbt in der Warmlaufphase ab und ist erst nach
erheblicher Wartezeit (bis das Eis schmilzt) wieder zu starten. Abhilfe: Vergaservorwärmung einbauen, Fön. |
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Schaut der TÜV die Bedüsung
nach? |
Eher nicht. |
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Erlischt bei einer Bedüsungsänderung
der ABE? |
Nein. Aber Deine B)etriebs E)rlaubnis, was auf's selbe 'rauskommt. Du mußt
die Bedüsungsänderung eintragen lassen.
Abgasgutachten erforderlich ! |
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Mein Motorrad säuft unüblich viel Sprit. Was
tun? |
Luftfilter sauber? Vergaser korrekt
eingestellt? Betrieb in großer Höhe (s. o.)? |
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Was ist Colortune? |
Eine Optik, mit der man das Verbrennungsbild
beobachten kann. Ideal zur richtigen Gemischeinstellung.
Einen Prüfstand braucht man allerdings immer noch, es sei denn, man möchte
bei Tempo 200 in die Zündkerzenbohrung schauen... |